Festspielhaus Baden-Baden
Mit seinen 2.500 Sitzplätzen gehört das Festspielhaus zu den größten Spielstätten der klassischen Musik in Europa. Seine Architektur ist einzigartig: Zuschauerhaus und Bühne entstanden auf dem ehemaligen Gleiskörper des Stadtbahnhofs aus dem späten 19. Jahrhundert. Dessen prunkvoller Gründerzeitbau mit reichgeschmückter Kassenhalle bildet das Entrée des Festspielhauses. Der Wiener Architekt Wilhelm Holzbauer entwarf Mitte der 1990er Jahre den Neubau des Bühnenhauses mit lichtdurchfluteten Foyers. Die Saalakustik berechnete der renommierte Münchner Ingenieur Karlheinz Müller.
Festspiele haben in Baden-Baden Tradition. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts blühte die Stadt kulturell auf. Nach dem Glückspielverbot in Frankreich lockten der französische Spielbankpächter Jacques Bénazet und sein Sohn und Nachfolger Édouard wohlhabende Bürger und Adlige nach Baden-Baden. Mit ihnen kamen die Künstlerinnen und Künstler, darunter der französische Komponist Hector Berlioz, der über 10 Jahre Sommerfestspiele in Baden-Baden veranstaltete. Die Festspielidee schlug so tiefe Wurzeln in der Stadt, dass man 1871 Richard Wagner anbot, sein Festspielhaus hier zu bauen. Der hatte sich aber schon für Bayreuth entscheiden.
Das Festspielhaus Baden-Baden setzt diese Tradition seit seiner Eröffnung im Jahr 1998 fort. Der Spielbetrieb finanziert sich ohne öffentliche Zuschüsse aus der gemeinnützigen Festspielspielhaus- Stiftung, Kartenverkäufen und privaten Zuwendungen von Sponsoren, Partnern und dem Freundeskreis.
Das Festspielhaus spielt durchgängig das ganze Jahr über. Auch zwischen den sieben Festspielen des Jahres bietet es seinem Publikum klassische Konzerte, Opern, Tanz, Jazz, Musicals und Entertainment- Veranstaltungen an, dazu Programme für junges und jüngstes Publikum. Workshops und Mitmach- Musikfeste sind regelmäßig Teil des Programms. Für Firmenveranstaltungen und Bankette bietet das Festspielhaus Baden-Baden auch Vermietungen an.
Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal des Festspielhauses unter den europäischen Konzerthäusern ist die selbst produzierte Oper. Jedes Jahr bringen die Osterfestspiele eine neu produzierte Festspieloper auf die Bühne. Regisseurinnen und Regisseure wie Robert Wilson, Robert Carsen, Lydia Steier und Johannes Erath inszenieren Opern von Verdi, Wagner, Puccini, oder Richard Strauss mit Gesangsstars wie Sonya Yoncheva, Anna Netrebko, Piotr Beczala und Jonathan Tetelman. Im Mittelpunkt der Osterfestspiele standen von 2013 bis 2025 die Berliner Philharmoniker. 2026 rücken das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam mit Klaus Mäkelä und das Mahler Chamber Orchestra mit Joana Mallwitz in den Fokus dieses Festivals.
Noch vor den Osterfestspielen beginnt das Jahr im Festspielhaus mit dem Takeover Festival. Takeover sucht Verbindungen zwischen elektronischer und improvisierter Musik zur Klassik. Ein weiterer Schwerpunkt sind der Tanz und Workshops, die Nähe zwischen Publikum, Künstlerinnen und Künstlern schaffen und auf diese Weise neue, aktivere Zugänge zur Kunst eröffnen. Das Festival wächst von Jahr zu Jahr mit neuen Formaten, die Anstöße auch für die anderen Festspiele im Jahr geben sollen – wie 2026 zum Beispiel das Berlin Techno Ballet, das die Grenzen auflöst zwischen der Bühne und dem Dancefloor, auf dem (tanzendes) Publikum Teil der Performance wird.
Im Mittelpunkt der Pfingstfestspiele steht das SWR-Symphonieorchester mit großen sinfonischen Werken und seiner reichen Aufführungstradition der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Orchester präsentiert 2026 erstmals eine konzertante Oper, den „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, in einer Weltklasse Besetzung.
Yannick Nézet-Séguin, Musikdirektor der Metropolitan Opera New York und Chefdirigent des Philadelphia Orchestra, kuratiert Jahr für Jahr die Sommerfestspiele. Das Chamber Orchestra of Europe ist Stammgast der Festspiele, Nézet-Séguin brachte aber auch schon das Orchester der New Yorker Met und London Symphony zum Sommer in Baden-Baden. Ein Lieder- und Kammermusikabend, bei dem sich der berühmte Dirigent an den Flügel setzt und befreundete Stars begleitet, hat bei den Sommerfestspielen Tradition.
Der Herbst beginnt mit 2The World of John Neumeier“, dem weltweit einzigen Festival, das der Jahr Jahrhundertchoreograf John Neumeier kuratiert. Mit dem Hamburg Ballett und anderen Compagnien präsentiert John Neumeier eigene Ballette oder Werke von Choreografinnen und Choreografen, die ihm wichtig sind.
Dem Gedanken, mit regelmäßig wiederkehrenden Partnerinnen und Partner Entwicklungen anzustoßen und über mehrere Jahre zu verfolgen, hat sich das Festspielhaus auch für die Herbstfestspiele verschrieben. Thomas Hengelbrock, der Balthasar-Neumann-Chor und das Balthasar-Neumann-Orchester bringen historisch informiert Chormusik, Opern in konzertanter oder halbszenischer Aufführung und sinfonische Werke ins Festspielhaus. Dabei spielt der Wunsch, aus historischer Forschung neue Perspektiven auf bekannte Werke zu eröffnen, eine entscheidende Rolle.
Mit Iván Fischer und dem Budapest Festival Orchestra feiert das Festspielhaus Winterfestspiele. Fischer zeigt jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine Oper in eigener Inszenierung. Ein fester Programmpunkt Fischers ist auch das „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach. Mit einer Gastcompagnie von internationalem Rang pflegt das Festival eine weitere weihnachtliche Tradition: Das spektakuläre, fantastisch inszenierte und erstklassig getanzte Märchenballett, an dem die ganze Familie ihre Freude hat.