Katharine Mehrling

„Sie singt die Songs von Kurt Weill mit einer Stimme, die die Luft und den Dreck von Berlin, die Melancholie von Paris und den Showgirl Glamour von New York in sich aufnimmt.“ Barrie Kosky

Katharine Mehrling ist ein Freigeist – eine Reisende zwischen den Welten. Irgendwann ist sie aufgebrochen, um ihren ganz eigenen Weg zu gehen, ihren eigenen Ausdruck zu finden. 

 

Nicht in einem Genre, sondern in vielen, nicht in einer Sprache, sondern in vielen. In vielen Städten, auf vielen Bühnen hat sich eine Persönlichkeit „ent-wickelt“, wie sie sagt - entpuppt, aus vielen Kokons geschlüpft, viele Metamorphosen durchlebt. Und bleibt dabei stets sie selbst. Sie weiß, dass Vielseitigkeit auch irritiert. Doch gerade darin liegt ihre Freiheit: sich nie festlegen zu lassen, sondern sich immer wieder neu zu erfinden. 

 

Ihr Publikum genießt sie in ihren vielen Rollen und in ihren Soloabenden in der Bar jeder Vernunft oder im Tipi am Kanzleramt. Dort zeigt sie sich in all ihrer Verletzlichkeit, mit Selbstironie,

unbändiger Kraft und Lebensfreude.  Sie lebt die Lieder und Geschichten aus verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Sprachen, sie meint jeden Ton. Ob mit ihren eigenen Songs, in einem Piaf Chanson oder mit Kurt Weill. Barrie Kosky legt ihr nah, sich mit dem „Sound der Weimarer Republik“ zu befassen, mit Kurt Weill, „dem genialsten Grenzgänger zwischen E-und U-Musik“. Kosky holte sie an die Komische Oper Berlin und sie wird seine Muse. In seinen Inszenierungen feiert sie Triumphe als Daisy Darlington in „Ball im Savoy“, als Roxie Hart in „Chicago“ und entfesselt eine unvergleichliche Bühnenpräsenz. Die intensive Beschäftigung mit Kurt Weill ist für sie eine Offenbarung: Katharine Mehrling macht sich auch hier den Komponisten ganz zu eigen, spürt die Ambivalenz zwischen dem Abgründigen und einer großen Sehnsucht. 

 

Ob mit Kosky allein am Klavier im Weill-Abend „Lonely House“ - mit den Liedern aus dem Exil Paris und New York - oder dem szenischen, wilden Berlin-Abend „MEHRLING! KOSKY! WEILL! .... und mit morgen könnt ihr mich!“, mit dem Orchester der Komischen Oper, in dem sie neun verschiedene Rollen spielt -  sie taucht mit der ihr eigenen Intensität ein in dieses zeitlose Repertoire und wird als „DIE Brecht/Weill Interpretin unserer Zeit“ gefeiert. Katharine Mehrling war Artist in Residence beim Kurt Weill Fest Dessau und interpretierte mehrfach DIE SIEBEN TODSÜNDEN u.a. in Zusammenarbeit mit der Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Joana Mallwitz. Das „Kurt Weill Album“ von Joana Mallwitz mit Katharine Mehrling in DIE SIEBEN TODSÜNDEN wurde mit dem Grammophon Award 2025 ausgezeichnet. Oliver Reese holte sie an die Brecht Bühne, ans Berliner Ensemble, und kreierte für sie den politischen Brecht-Abend „Fremder als der Mond“ mit Musik von Hanns Eisler, Paul Dessau und Kurt Weill.

 

Internationale Konzerte führten sie nach New York, Paris, London, von Prag bis Hanoi, nach Aschgabat oder zum Edinburgh International Festival. Die Sehnsucht nach der weiten musikalischen Welt hat Katharine Mehrling schon früh aus ihrem kleinen hessischen Dorf, aus der Musikkneipe ihrer Eltern, nach London, Paris und New York gezogen. 

 

Sie wurde am Londoner Studio Centre ausgebildet und debütierte gleich darauf im Old Vic Theatre im Antikriegs-Musical „Hair“, als einzige Deutsche im Londoner West End. Danach ging sie nach Paris, der Stadt Edith Piafs, die Künstlerin, die sie „radikal geprägt“ hat. Abends sang und kellnerte sie in Bars, tagsüber tauchte sie ein in die Welt des Französischen Chansons. In die Geschichten der gebrochenen Existenzen, doch feiern diese Chansons auch immer das Leben und die Liebe - gerade aus dem größten Schmerz heraus. Wenn Katharine Mehrling sie singt, erzählt sie damit auch immer ihre eigene Geschichte. 

 

Ein großes Highlight ihrer Leidenschaft zu Edith Piaf waren 2 Konzerte zu Piafs 100. Geburtstag an der Komischen Oper mit großem Orchester – ihr Ehrengast aus Paris war Charles Dumont, Piafs letzter Komponist. Auf Paris folgte New York. Hier studierte sie für einige Semester am Lee Strasberg Theatre & Film Institute und sang in den Harlem Jazz-Clubs. „Mein Instinkt hat mich meist dahin geführt, wo ich hinsollte“ -  und mit diesem Instinkt kam Katharine Mehrling 2000 nach Berlin – um zu bleiben. Hier begann ihr Weg vom Kleinsten Theater Berlins bis zur Komischen Oper. In Berlin wurde sie zum „Bühnenstar“, zur „Chanson-Ikone“ (BZ). Gemeinsam mit dem legendären Jazz-Klarinettisten Rolf Kühn schrieb und produzierte Katharine Mehrling ihr Album „Am Rande der Nacht“ mit eigenen Liedern. Ihre Texte sind poetisch, provozierend und lebensklug. Mit „Straßen von Berlin“ schrieb sie, zusammen mit ihrem Freund Paul Hankinson, eine Berlin-Hymne über die Einsamkeit in einer anonymen Großstadt. 

 

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