Krzyżowa Music
Im polnischen Krzyżowa, dem ehemals deutschen Kreisau, treffen sich dieses Jahr zum zehnten Mal junge aufstrebende Musikerinnen und Musiker aus aller Welt, um mit den Großen und Erfahrenen ihres Fachs vertiefend miteinander musikalisch zu arbeiten. Und um sich dort, vom Genius Loci inspiriert, auch ihrer gesellschaftlichen Aufgaben und Bedeutung zu vergewissern. Einerseits geht es ihnen darum, im generationsübergreifenden Erfahrungsaustausch gültige Interpretationen zu erarbeiten und andererseits auch darum, sich dort den drängenden Fragen unserer Zeit zu stellen. Das Festival möchte seine Musiker an diesem historischen Ort ermutigen, sich ihrer zivilgesellschaftlichen Verantwortung als Vorbilder bewusst zu werden.
Der Genius Loci ergibt sich aus der Geschichte Kreisaus: Dort, im abgelegenen „Berghaus“, entwarfen mutige Männer und Frauen des „Kreisauer Kreises“ vor 80 Jahren, während des Zweiten Weltkriegs, ein befriedetes, demokratisiertes Deutschland, eingebettet in ein vereinigtes Europa. Dieser Hintergrund war die Voraussetzung dafür, dass aus dem ehemalig deutschen Kreisau im Rahmen des polnisch-deutschen Versöhnungsprozesses, im nun polnischen Krzyżowa eine internationale Begegnungsstätte für die Jugend Europas, entstehen konnte. Dieses neue Kreisau inspirierte Geigerin Viviane Hagner und Festivalmacher Matthias von Hülsen 2014 dazu, einen auf diesen Ort der europäischen Verständigung zugeschnittenen Kammermusik-Workshop zu konzipieren. Er führte dann ab 2015 in Krzyżowa erstmals einen ausgewählten musikalischen Spitzennachwuchs mit Musikerinnen und Musikern zusammen, die sich im klassischen Musikbetrieb längst durchgesetzt hatten. Und im Rausch des europäischen Hochgefühls, zehn Jahre nach der erfolgreichen Osterweiterung der EU, stellte man Krzyżowa-Music unter das Motto: „For Europe“.
Gemeinsam mit Viviane Hagner erarbeiten im Konzertbetrieb erfahrene „Seniors“ mit den „Juniors“, aufstrebenden, jungen Musikerinnen und Musikern, über 50 Werke des klassischen und zeitgenössischen Repertoires. Besonders bewährte junge Musikerinnen und Musiker mit schon intensiver Krzyżowa-Music Erfahrung fungieren als „Mentors“ für den hochtalentierten Nachwuchs. Erfahrungsaustausch, Inspirationen und die Lust auf Neuentdeckungen sind die Triebfedern des Workshop-Festivals. Die intensiv geprobten Werke kommen bei Konzerten in Krzyżowa/Kreisau, Wrocław/Breslau, Szczawno-Zdrój/Bad Salzbrunn und in den Friedenskirchen von Świdnica/Schweidnitz und Jawor/Jauer zur Aufführung.
Composer in Residence ist dieses Jahr der irische Komponist Garth Knox. Von ihm werden einige Kompositionen aufgeführt u.a. ein Auftragswerk. Nach Christian Jost, 2019, Olli Mustonen, 2021, Konstantia Gourzi, 2022, und Helena Winkelman ist mit ihm zum fünften Mal eine Komponistenpersönlichkeit in Krzyżowa präsent.
Neben Viviane Hagner wirken als „Seniors“ 2024 in Krzyżowa/Kreisau: der Trompeter Gabor Boldoczki, die Pianistin Lilith Grigoryan, der Cellist Mikhail Hakhnazaryan, der Bratschist Ori Kam, die Geigerin Midori, der Cellist Christoph Richter, der Bratschist Lars Anders Tomter und die Flötistin Stephanie Winker. Sie werden sich intensiv der Kammermusikliteratur der Vergangenheit und Gegenwart widmen und sich darüber hinaus den Fragen der Zeit in den Symposien stellen, gemeinsam mit den Mentors und Juniors. Die acht Mentors – Pablo Barragán, Karolina Errera, Adam Golka, Robert Kowalski, Alexey Stadler, Yannick Rafalimanana und Stephen Waarts – haben sich über die Jahre als Mittelbau herausragender, Kreisau bewährter Juniors entwickelt und stehen als Bindeglied zwischen Seniors und Juniors.